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Protest. - Und: Wie tief kann eine Volkspartei fallen?

19. September 2004 um 20:05

Fast 90% der Wähler der NPD in Sachsen, die heute unfassbare 9,4% der Stimmen geholt hat, geben laut der Forschungsgruppe Wahlen an, diese nicht aus Überzeugung, sondern nur aus Protest gewählt zu haben. Bei den 6,1% DVU-Wählern in Brandenburg sieht’s ähnlich aus.
Nun ist das ja immerhin etwas, bei 9% überzeugten radikalen Neonazis in Deutschland hätte man sich langsam ernsthafte Sorgen um dieses Land machen üssen - aber: wie dumm müssen Leute sein, die “aus Protest” eine Partei wählen, die offen die Abschaffung der BRD wie wir sie kennen fordert, die mit Parolen auf unterstem Niveau agiert und die vor kurzem wohl eher aufgrund formaler als inhaltlicher Fehler nicht vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde. Was denken sich diese “Protest”wähler denn? “Machen wir doch mal 5 Jahre Drittes Reich, vielleicht wird’s dann besser”?
Die rechten Parteien wurden wohl wieder vorwiegend von Arbeitslosen gewählt. Sie wählen also eine Partei, die für die Abschaffung des bisherigen Systems ist. Aus Protest. Vielleicht sollte man diesen Personen mal - so rein aus Protest - die Fürsorgeleistungen des Staates (Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe und ab nächstem Jahr eben Arbeitslosengeld II) mal streichen, wenn sie schon für seine Abschaffung sind. Um ihnen einen “Denkzettel” zu verpassen, so wie sie es mit ihrer Wahl so gerne tun wollen. Oder vielleicht sollte man ihnen mal ein Jahr in einem Land gönnen, wie es die NPD bzw. DVU will. Aus Protest. Als Denkzettel.

Viel lustiger an diesem Abend: Das Verhalten der SPD. Da feiern sich die Granden der Partei doch tatsächlich als große Gewinner. Sagen: “Schön, dass wir so noch Wahlen gewinnen können.” Es mag ja sein, dass für die SPD inzwischen alles ein Erfolg ist, was nicht zweistellige Verluste sind - aber wenn man mal ganz nüchtern die Zahlen betrachtet: �ber 7% Verlust in Brandenburg, ein einstelliges Ergebnis in Sachsen, gerade mal haarscharf vor der NPD. Wie tief muss eine “Volks”-Partei gesunken sein, die solche Ergebnisse als großen Sieg verkauft?

Ein Abend voller Kopfschütteln…

Ein Bahnfahrt die ist lustig…

18. August 2004 um 14:20

Gerade war ich nach längerer Zeit mal wieder mit der StraBa in Würzburg unterwegs. Und jedesmal, wenn ich mich wieder in dieses Gefährt begebe überlege ich mir: Wieso machst du das nicht öfter? Denn was man dort so alles erlebt ist wirklich enorm…

Es ging schon los, als die Straba an der Haltestelle ankam. Die Tür öffnet sich - doch was ist das? 2 schätzungsweise 11-jährige Kinder sitzen Körperflüssigkeiten austauschend mitten im Eingang und lassen sich nicht im geringsten durch die draußen wartenden Menschenmengen stören, die doch auch gerne den Wagen betreten hätten… Glücklicherweise greift der nette Opi vor mir nach einiger Zeit hart durch und verscheucht sie endlich aus dem Eingangsbereich, so dass auch ich einen Sitz in der Straba ergattern kann. Von hier hab ich sogar einen noch besseren Blick auf unsere 2 Turteltäubchen, bei denen inzwischen sie auf seinem Schoß Platz genommen hat und er sie an allen möglichen und unmöglichen Stellen befummelt, worauf ich hier aus Jugendschutzgründen nicht näher eingehen kann… Bei genauerem Hinsehen muss ich jetzt meine Meinung von seinem Alter aber doch auf maximal 9 Jahre herunterkorrigieren. Unter seinem hypercoolen Nike-Sonnenschild kann man nun auch noch einen Blick in seinen Mund werfen, in dem sich eine riesige Zahnlücke auftut. Dafür gibt’s nun wiederum 2 Erklärungen:
1.) Er ist noch cooler als ich gedacht habe und hat sich um seine seltsame Freundin geschlägert oder
2.) ein Milchzahn ist gerade ausgefallen.
Wobei letztere Möglichkeit doch eindeutig die wahrscheinlichere ist.
Immernoch fasziniert von diesem fummelnden Zahnlücken-Typ geht hinter mir plötzlich eine Sirene los in einer Lautstärke, die jedem Feuerwehrauto die Tränen in die Augen treiben würde. Ich überlege kurz ob ich die Notbremse ziehen, FEUER rufen und mich aus dem Fenster stürzen soll. Doch jäh wird der Sirenenklang unterbrochen von einem in feinstem sächsisch vorgebrachten “Hallö. Was’n lös?”. Es handelte sich also wohl doch nur um einen der inflationär auftretenden besonders originellen Klingeltöne…
Doch bevor ich mich darüber aufregen konnte, sah ich im Augenwinkel wie draußen einer Frau die Einkaufstüte platzt und tausend (naja, gut, vielleicht doch etwas übertrieben) Orangen über den ganzen Gehsteig rollen…

So ein Pech, dass ich nach 2 Haltestellen schon wieder aussteigen musste… Das nächste Mal muss ich mir wirklich eine längere Fahrt vornehmen.

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