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Dämliche Überschriften

19. Juli 2007 um 18:32

RTL hat heute Änderungen bei der nächsten Staffel von “Deutschland sucht den Superstar” bekanntgegeben. Auch die “Netzeitung” fühlte sich bemüßigt, darüber zu berichten. Aber wie:

DSDS Jury geschrumpft

Ähm - nein. Das “weitere Jurymitglied”, das hier so nebulös angeteasert wird, ist Tooske Ragas - und im Artikeltext selbst weiß man auch bei der “Netzeitung” noch, dass Frau Ragas die Moderatorin und nicht etwa ein Jurymitglied ist. Und auch Heinz Henn verlässt die Jury ja nicht ersatzlos, sondern wird durch Andreas Läsker ersetzt. Die Jury hat also nach wie vor und wie in den letzten beiden Staffeln und schon immer drei Mitglieder - von einer Schrumpfung ist nichts zu sehen. Wenn schon etwas schrumpft, dann das Moderationsteam, denn Marco Schreyl wird künftig alleine moderieren.

Dämliche Begründungen

19. Juli 2007 um 17:44

Arcor hat im zweiten Quartal nur noch halb soviele Neukunden gewonnen wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Schuld war aber natürlich nicht etwa der schärfere Wettbewerb, die Preissenkungen bei der Telekom oder gar die inzwischen nicht mehr besonders aggressive Preisgestaltung von Arcor, die der Konkurrenz inzwischen mehr hinterherhechelt als wie früher mal Trends zu setzen.

Nein nein, das Problem liegt ganz woanders:

Ein Arcor-Sprecher begründete das schwache Wachstum mit saisonalen Effekten durch die Feiertage im abgelaufenen Quartal

Ja, stimmt, warum sind wir da nicht gleich drauf gekommen! Diese über hunderttausende fehlenden Neukunden hatten in diesem 91-tägigen Quartal aufgrund der übermäßig vielen Feiertage einfach keine Zeit, die Arcor-Läden aufzusuchen. Und dieser blöde Online-Shop hat ja schließlich auch so selten auf.

Dämliche Forderungen

19. Juli 2007 um 17:21

Die Tarif-Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn AG und der Gewerkschaft der Lokomotivführer, die gar nicht nur die Lokomotivführer, sondern auch die Zugbegleiter vertritt, sind gescheitert.

Spiegel Online schreibt dazu:

Suckale zufolge hat die Lokführergewerkschaft ihre Forderungen sogar noch erhöht. Bisher hatte die GDL “bis zu 31 Prozent” mehr Lohn verlangt. Nun sei die Forderung auf “mindestens 31 Prozent” hochgeschraubt worden.

Aber sonst seid ihr geistig da schon noch auf der Höhe bei der GDL, oder? Seid lieber froh, dass ihr nicht nach Leistung bezahlt werdet, sonst wärt ihr angesichts Geschichten wie dieser selbst mit einer Kürzung um 30 Prozent noch mehr als gut bedient.

Und verbreitet bitte nicht mehr das Märchen, die Kunden würden hinter euch stehen. Da habe ich in den Mengen, die wegen der Streiks nicht oder viel zu spät am Ziel ankamen, nämlich ganz anderes vernommen. Solange ich jemanden frage, der nicht direkt davon betroffen ist, sieht es natürlich anders aus - aber der ist auch nicht der Kunde, der euer Gehalt bezahlt.

Nichts zu kommunizieren?

16. Juli 2007 um 20:39

Wenn inoffiziell Mitarbeiter aus den Sat.1-News-Redaktionen das sofortige Aus für “Sat.1 am Mittag” und “Sat.1 am Abend” schon seit Stunden bestätigen, wenn sich die “Sat.1 am Abend”-Moderatorin mit den Worten “Das war Sat.1 am Abend, nicht nur für heute” verabschiedet, wenn die “Sat.1 News”-Moderatorin zum Abschied “Ich hoffe, wir sehen uns morgen wieder” sagt und wenn es nunmal offensichtlich schon alle Spatzen von den Dächern pfeifen, dass Sat.1 mit dem heutigen Tag jeden Anspruch aufgibt, irgendeine Relevanz im Informations-Bereich zu besitzen, dann ist eines schon bemerkenswert: Die absolute Funkstille seitens des Senders.

Sat.1 hat sich bislang mit keiner noch so kurzen Mitteilung zu Wort gemeldet, auf keine der sicherlich zahlreichen Anfragen der unterschiedlichsten Medien bei der über 20-köpfigen PR-Abteilung geantwortet, behauptet in seinem Programmablauf weiterhin, dass auch in den kommenden Wochen um 11 Uhr “Sat.1 am Mittag” und um 17:30 Uhr “Sat.1 am Abend” zu sehen sein wird und wirbt auf seiner News-Seite mit dem Konterfei eines Nachrichtenchefs, der den Sender offenbar bereits Ende vergangener Woche verlassen hat.

sat1ammittag programmablauf

Das kann eigentlich nur zweierlei bedeuten:

  • McKinsey hat in einem Geniestreich die komplette PR-Abteilung gleich mit-wegrationalisiert

  • Man hat auch nach stundenlangem Nachdenken noch immer keinen Ansatzpunkt gefunden, wie man dieses Desaster noch irgendwie positiv verkaufen könnte

Ich bin schon gespannt, wie es bei ProSiebenSat.1 weitergehen wird. Als nächstes müsste ja eigentlich N24 dran sein. Wenn die “spaßbefreiten Schotten” (O-Ton Sat.1-Unterhaltungschefin Edda Kraft) dort sachverstandsbefreit berechnet haben werden, dass dieses Nachrichtengedöns doch irgendwie viel teurer ist als die tollen Dokus, die man auch noch in Dauerschleife senden kann, dann wird der Sender sicher in einer Blitz-Entscheidung über Nacht in D24 umbenannt und von dem teuren nachrichtenartigen Zeug befreit.

Vielleicht beschließt man konsequenterweise auf der morgigen Hauptversammlung ja auch schonmal die Änderung der Unternehmenswebsite. Dort heißt es derzeit noch

Die ProSiebenSat.1 Gruppe ist ein führender pan-europäischer Medienkonzern. Wir bieten modernen Menschen erstklassige Unterhaltung und aktuelle Informationen, wann immer sie es wünschen, wo immer sie sind.

Servicewüste Deutsche Bahn

15. Juli 2007 um 20:50

Meine Freundin sitzt gerade in einem Intercity. Ob er zur Abwechslung gerade mal fährt, weiß ich nicht. Es ist eher unwahrscheinlich. Nach fast drei Stunden Fahrtzeit hat sie von Köln aus in jedem Fall noch nicht einmal Koblenz erreicht. Die Verspätung beläuft sich inzwischen auf knapp 120 Minuten. Das Problem: Damit ist absehbar, dass auch der letzte Anschlusszug nach Konstanz nicht mehr erreicht werden kann. Meine Freundin wird also irgendwo stranden, falls es die Deutsche Bahn heute noch nach Stuttgart schafft vermutlich dort.

Absehbar war das Ganze eigentlich schon, als der Zug fast 60 Minuten in Bonn Hbf stand. Doch zu diesem Zeitpunkt hätte es noch eine Möglichkeit gegeben, die Anschlusszüge zu erreichen. Wenn man die 161-seitigen Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn auswendig gekannt hätte und gleichzeitig noch den kompletten Fahrplan im Kopf gehabt hätte, hätte man auch gewusst, dass man offenbar in einem solchen Fall trotz Zugbindung jeden anderen Zug ohne Aufpreis nehmen kann und dass dann eine Rückfahrt nach Köln und ein ICE über die Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Frankfurt die eindeutig schnellere Wahl gewesen wäre. Doch wenn man in einem Zug sitzt, dann weiß man das meistens nicht und ist stattdessen auf das angewiesen, was Schaffner, Zugbegleiter oder wie auch immer die gerade heißen, einem sagen. Und die sagen nichts. Kunden sind ja auch irgendwie was lästiges. Da müsste man sich ja Mühe machen, da müsste man ja in Einzelfällen nachrecherchieren, da müsste man sich ja Arbeit machen, die über das abklipsen von Fahrkarten hinausgeht. Da ist es natürlich einfacher, einfach gar nichts zu sagen.

Nun ist das Kind also schon in den Brunnen gefallen, die Anschlusszüge sind weg. Doch noch immer sind was-weiß-ich-wieviele in diesem Zug gefangen. Ohne Klimaanlage bei etwa 30 Grad. Doch ist bei der Bahn schon irgendjemand auf die Idee gekommen, bei fast 120 Minuten Verspätung mal eine Flasche Wasser oder sonst irgendein Getränk kostenlos anzubieten? Offensichtlich nicht. Sicherlich, dieser Zug fährt offenbar ohne BordBistro oder BordRestaurant durch die Gegend. Aber kann man von einem dienstleistenden Unternehmen nicht erwarten, dass vielleicht irgendjemand auf die Idee kommt, dass man an den Bahnhöfen, an denen man hält, vielleicht auch etwas Wasser mit an Bord nehmen könnte? Ist das wirklich so abwegig, wenn man seine zahlende Kundschaft schon 120 Minuten lang in brütender Hitze schwitzen lässt?

Wie auch immer: die Deutsche Bahn muss auch wegen Unfähigkeit eigener Mitarbeiter die Übernachungskosten - wo auch immer - bezahlen. Zumindest steht das in den Beförderungsbedingungen - ob sie es klaglos machen wird, wird sich noch herausstellen. Meine Freundin darf dann morgen vermutlich kurz nach 6 Uhr weiterfahren, damit sie noch halbwegs rechtzeitig ankommt, mit einer Verspätung von dann voraussichtlich etwa neun Stunden.

Und wie entschuldigt sich die Bahn dafür? Mit einer Entschädigung. Immerhin, die ist ebenfalls in den Beförderungsbedingungen festgeschrieben. 20 Prozent des halben Fahrpreises (bei Hin- und Rückfahrkarte, was hier der Fall ist). Mit anderen Worten: Es werden rund 6,50 Euro sein. Die gibt es aber nicht einfach so und schon gleich gar nicht in bar. Nein, wir sind ja beim Dienstleister Deutsche Bahn. Im Zug muss man eine Gutscheinkarte abholen. Die muss man dann allerdings am ServicePoint erst noch in einen Gutschein umtauschen - warum auch immer. Kann sich eigentlich nur um Schikane handeln, die zahlende Kundschaft Stunden zu spät ans Ziel gebracht zu haben, reicht offenbar nicht, man lässt sie auch noch Schlange stehen. Dazu kommt, dass der Gutschein dann nur in den Reisecentern der Deutschen Bahn eingelöst werden kann, nicht aber im Internet oder an Fahrkartenautomaten. Erneutes Schlangestehen ist damit vorprogrammiert. Wenn man jetzt noch weiß, dass vieles im persönlichen Verkauf teurer ist als im Internet oder am Automaten und dass das Dauerspezial beispielsweise 5 Euro mehr kostet, kann man sich leicht ausrechnen, dass die Entschädigung für eine 9-stündige Verspätung bei der Bahn effektiv ganze 1,50 Euro beträgt.

Soviel zum Service der Deutschen Bahn AG.

Nachtrag (22:54 Uhr):

Die im Zug noch geschürte Hoffnung, der letzte Zug nach Konstanz würde 25 Minuten lang auf Anschlussreisende warten, hat sich wie erwartet zerschlagen. Und was macht die Bahn? Sie wartet natürlich mit einer Service-Offensive am Bahnhof auf. Ein ganzes Empfangskomittee wartet. Halt nein, stimmt ja gar nicht. 2 Mitarbeiter in einem Service-Point, die eine Schlange von mindestens 10 Metern Länge bedienen soll. Darin: Zurecht bereits jetzt genervte Kunden. Aber es müssen sich ja jetzt nicht nur alle, die nicht mehr aus Stuttgart wegkommen dort anstellen, nein, auch alle anderen Fahrgäste, die ihre Gutscheinkarte in einen Gutschein umwandeln wollen (warum nicht gleich einen Gutschein ausgeben kann weiß wohl nur der Bürokratiebeauftragte der Deutschen Bahn AG) finden sich in der Warteschlange wieder.

Nachtrag 2 (23:22 Uhr):
Nach fast 30 Minuten steht fest: Die Bahn zahlt nun doch tatsächlich das Taxi für die rund 160 km lange Fahrt. Das wird teuer - ist aber wohl dennoch billigern als allen, die ihren Anschlusszug verpasst haben, eine Übernachtung zu bezahlen. Und es versöhnt wenigstens zum Schluss halbwegs.

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