arguBlog

uwe-mantel.de

BILD testet den Firefox - ein erschütternder Tatsachenbericht

9. November 2004 um 23:01

The Browser you can trustBILD.T-Online.de hat heute doch tatsächlich den Firefox auf der Titelseite. Und weil BILD natürlich nicht Marketinggeplapper aufschreiben will, hat man den Browser kurzerhand selbst getestet und mit dem IE verglichen.

Nun sprechen wir von BILD und erwarten davon schonmal grundsätzlich gar nix - aber dieser Test schlägt dem Fass doch tatsächlich fast den Boden aus. Vielleicht sollten sich die Redakteure mal an die Worte des Bild-Chefs Kai Dieckmann erinnern, der vor kurzem noch die Einhaltung von Qualitätsstandards gefordert hat. Dieser Test jedenfalls strotzt nur so vor haarsträubenden Kriterien, haltlosen Behauptungen und nicht nachvollziehbarer Bewertungen.

Einige der 10 Kriterien verdienen es, hier mal etwas näher beleuchtet zu werden:

  • 2. Kriterium: Wieviele Klicks braucht man, um eine Startseite zu ändern.Hallo? Was bitte ist das für ein Kriterium bei der Auswahl eines Browsers???
  • 5. Kriterium: Verlauf/Chronik leeren:Zitat: “Um den Verlauf beim Firefox zu leeren, müssen Sie 4 mal klicken. Statt unter Allgemein finden Sie den Verlauf unter Datenschutz. Etwas gewöhnungsbedürftig für Internet-Explorer-Nutzer.”

    Daher: Punkt für den IE. Aaaaach so. Weil der Punkt Verlauf leeren an einer anderen Stelle liegt als beim IE bekommt der IE einen Punkt. Dass der Menüpunkt unter Datenschutz viel sinnvoller aufgehoben ist, interessiert dabei natürlich nicht. Nach der Logik von BILD: Alles was nicht genauso ist wie beim IE, spricht schonmal grundsätzlich für den IE.

  • 6. Kriterium: SicherheitseinstellungenWen interessiert da schon, dass von 67 gemeldeten Sicherheitskritischen Bugs derzeit 17 auch im IE6 mit SP2 (den es wohlgemerkt nur für WinXP gibt) noch offen sind, bei Firefox sind es gegenwärtig 0, oder anders gesagt: gar keine offenen ungepatchten Sicherheitslöcher. Das tut nichts zur Sache, BILD findet es toll, dass es einen hübschen Schieberegler gibt, mit dem man die Sicherheit doch so einfach einstellen kann…
    Den gibt es bei Firefox nicht - und das hat einen Grund: ActiveX, vertrauenswürdige Zonen und der ganze Müll, der damit im IE eingestellt wird, ist im Firefox schon von Grund auf gar nicht enthalten - er läuft also sozusagen immer in einem hohen Sicherheitsmodus. Aber es gibt ja keinen Schieberegler - das spricht schonmal für den IE.
    nächster Punkt: Es ist angeblich schwierig Cookies zu löschen. BILD ist es zu schwierig, unter Extras > Einstellungen > Datenschutz auf den großen Button “löschen” zu klicken, der neben dem Wort Cookies steht? Aha… Vermutlich störte man sich auch wieder daran, dass die Cookies sinnvoller weise wieder unter Datenschutz und nicht unter Allgemein steht. Dann beklagt man sich, dass es zu den Cookies eine “verwirrende Übersicht” gibt - damit meint man wohl die Einstellmöglichkeit: Cookies annehmen mit einer weiteren Option “nur von der ursprünglichen Website” - dass diese Unterscheidung aus Sicherheitsaspekten sinnvoll ist und im IE schlicht fehlt, legt man bei BILD kurzerhand als Vorteil für den IE aus - ist ja schließlich nicht so kompliziert, wenn man nix einstellen kann.
  • 7. Kriterium: Website durchsuchen
    “Mit zwei Klicks sind Sie beim Internet Explorer in der äußerst praktischen Webseiten-Suche. Damit läßt sich der gesamte Text einer Internetseite nach Stichworten durchsuchen.”
    Auch beim Firefox hat man die Klicks gezählt und ist auf 2 gekommen. Das stimmt nur leider nicht, man benötigt mit der Funktion “Find As You Type” oder auf Deutsch “Beim Eintippen suchen” nicht mal einen einzigen Klick, sondern kann einfach drauflostippen.
  • 9. Kriterium: Drucken / 3. Kriterium: Lesezeichen/Favoriten
    Der IE hat ein Druckersymbol in der Symbolleiste, Firefox nicht. Punkt für IE.
    Der IE hat ein Favoritensymbol in der Symbolleiste, Firefox nicht. Punkt für IE.

    Was man bei BILD nicht bedacht hat: Firefox hat aus Übersichtsgründen extra nicht zu viele Symbole in die Symbolleiste gepackt. Jeder, der sie will, kann sich die Symbole, die er braucht in die Symbolleisten ziehen über Symbolleisten > Anpassen. Aber dazu hätte man sich ja kurz mit dem Browser beschäftigen müssen - zuviel verlangt von einem BILD-Redakteur. Der hat seine Zeit ja auch nicht gestohlen.

  • Das Beste zum Schluss:
    10. Kriterium: E-Mail
    BILD meint: IE hat ein E-Mail-Programm, schließlich wird er mit Outlook Express ausgeliefert.
    Firefox hat keines, schließlich ist Thunderbird ein Extra-Programm.
    Punkt für IE.
    Fragt sich nur eines: Warum? OE und IE sind getrennte, eigenständige Programme. Wenn man sie zusammen ausliefert, wird daraus kein gemeinsames Programm. Genausowenig wie wenn man Firefox und Thunderbird in ein ZIP-Archiv packt.

Gar nicht beachtet wurden Dinge wie allgemeine Sicherheit, Extensions, Tabs etc. etc., die zum Firefox dazugehören (und nicht wie IE-Aufsätze, die nicht zum Konzept des IE gehören) - aber das ist alles nicht so wichtig, da würde ich auch schon lieber die Anzahl der Klicks zum Ändern der Startseite bewerten.

Take back the web! Firefox 1.0 ist da

9. November 2004 um 19:09

The Browser you can trustFirefox LogoHeute, am 9. November 2004, ist es endlich soweit: 2 Jahre Entwicklungsarbeit sind zwar nicht zu Ende (Mozilla ist ja nicht so wie Microsoft…), aber Firefox erreicht den Versionsstand 1.0.

Wer also bis heute noch nicht umgestiegen ist, der sollte das nun wirklich dringend nachholen.

Und das machen wohl auch äußerst viele, wenn man sich den Ansturm aufs deutsche Firefox-Forum so anschaut: Der bisherige Besucherrekord wurde um fast 50% übertroffen :-). Die Mozilla-verwandten Seiten sind teilweise überlastet, was auch auf außerordentlich viele Besucher und Downloads schließen lässt. :-)

Wer in Zukunft übrigens schöner googlen will, kann das unter http://www.google.de/firefox tun ;-)

In diesem Sinne: Firefox - take back the web!

Warum Bushs Sieg gar nicht so schlimm ist

6. November 2004 um 18:45

Da konnte der Rest der Welt noch so gegen die Wiederwahl George W. Bushs sein, es hat alles nichts genützt - die Amerikaner haben sich also für eine 2. Amtszeit dieses Mannes entschieden - paradoxerweise, weil für sie moralische Werte zählen, was den Rest der Welt erst recht für Kerry hätte stimmen lassen…

Alle Polemik Michael Moores hat also nichts genutzt - und nach der Wahl war er auch noch erstaunlich sprachlos. Offenbar hat er auf den Hunderten Videobändern, die er von Freiwilligen in den Wahlämtern hat drehen lassen, auch nichts anprangernswertes gefunden…

Jetzt meldete er sich jedoch wieder zu Wort und veröffentlichte auf seiner Homepage 17 Gründe, sich nicht die Pulsadern aufzuschneiden. Die 2 besten Punkte daraus wie ich finde:

  • 3.) Die einzige Altersgruppe, die mehrheitlich für Kerry gestimmt hat, waren die jungen Erwachsenen, was einmal mehr beweist, dass eure Eltern immer unrecht haben und ihr niemals auf sie hören solltet.”
  • 6.) Michigan hat für Kerry gestimmt! Genauso wie der gesamte Nordosten, die Geburtsstätte unserer Demokratie; genauso wie 6 der 8 Great-Lakes-Staaten. Und die gesamte Westküste! Plus Hawaii. OK, das ist ein Anfang. Wir haben den Großteil der Frischwasser-Vorräte, den ganzen Broadway und Mount St. Helens. Wir können sie also dehydrieren oder unter Lava begraben. Und keine Musical-Soundtracks mehr!

;-)

Übrigens: Unter der �berschrift “Meine ersten Gedanken nach der Wahl” listet er die Namen aller Gefallenen im Irak-Krieg auf… Da ist er wieder, der hemmungslos polemische Moore…

« zurück